Eigentlich können wir aufatmen, nach der Wahl Trumps gibt es keine westliche Leitnation mehr, keine demokratische Illusion. Die USA sind sind ins Glied der nationalen Normalität zurückgetreten. Italien hatte seinen Berlusconi, Ungarn hat seinen Orban, die Türkey den wunderbaren Erdogan, China seine anonyme Clique, Russland den Ironman Putin und jetzt die USA ihren germanischstämmigen Trump. Von den anderen Potentaten und Schlächtern dieser Welt mal abgesehen.
Nachdem sich nun die hauptsächlichen Nebel pseudodemokratischer nationaler und ökonomischer Interessen gelichtet haben und wir offen in die nackten Gesichter der Macht und Gier schauen können, denen die Zukunft des Planeten Erde gleichgültig ist, die wieder offen über den Einsatz von Atomwaffen fabulieren und denen Menschenrechte,Umwelt und Klima lästige Begleiterscheinungen bei der Realisierung ihrer Profite sind, können wir Europäer uns eigentlich wieder auf das besinnen, was die Lehren einer langen blutigen Geschichte unseres Kontinents sind.
Nationaler Egoismus, gepaart mit autoritärer Macht, führt unweigerlich in die Katastrophe.
Nach Jahrhunderte langen blutigen und brutalsten Konflikten haben wir uns eine Lebens- und Herrschaftsform erkämpft, die dem Individuum Schutz und Freiheit bietet.
Wir haben gelernt, dass das nur im menschlichen und nationalen Miteinander funktioniert.
Die Wahl Trumps muss uns Europäern endlich die Augen öffnen, zu erkennen, dass wir gemeinsam etwas zu verteidigen haben, dass uns Brexits und Grexits in Abhängigkeit und Bedeutungslosigkeit versetzen, schließlich in die politische Steinzeit. Wenn wir Europäer nicht die Wurmfortsätze autoritärer nationaler Mächte werden wollen, müssen wir endlich ein selbstbewusstes demokratisches Europa vollenden, das in der Lage ist, seine freiheitlichen, demokratischen Werte nicht nur zu predigen, sondern auch zu verteidigen.

Jörg Maletz