Die OZ stellte im Rahmen ihrer Wahlkampfberichterstattung an alle an der Gemeindewahl teilnehmenden Parteien und Wählergruppen drei Fragen. Die zweite Frage lautete:
Auf der Kreidacher Höhe entsteht ein Tourismus-Zentrum (Sommerrodelbahn, Kletterwald, Baumwipfelpfad). Wie stehen die Parteien dazu: Ist es schon zu viel oder noch zu wenig?
Die Antwort sollte einen maximalen Umfang von 40 Zeilen a 35 Anschläge nicht überschreiten. Wir Grüne halten die gestellte Frage für zu komplex, um sie auf 40 Kurzzeilen zu beantworten. Deshalb erschien heute (18.3.2011) in der OZ eine von der Redaktion gekürzte Fassung unserer an die OZ abgegebenen Stellungnahme, deren vollständige Fassung im folgenden zu lesen ist:
Vollständige Stellungnahme Bündnis 90/Die Grünen zu den bestehenden und geplanten Tourismuseinrichtungen auf der Kreidacher Höhe
„Naturnahen Lebensraum und Vielfalt der Natur erhalten: Wir sind dafür, dass natürliche Lebensräume erhalten bleiben. Wir möchten keine Zersiedelung mit hohem Landschaftsverbrauch und Flächenversiegelung. Wir sind für die Nutzung innerörtlicher Potenziale. Der Erhalt einer natürlichen Umwelt und Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung sind für uns besonders wichtig.
Nicht nur auf Tourismus setzen: Wir sagen Ja zu nachhaltigem und der Landschaft angemessenem Tourismus (Vernetzung und Beschreibung von Wanderwegen, Radwegen, Loipen). Wir sagen Nein zu Vergnügungsparks mit Belastungen für Landschaft und Umwelt, deren Gewinn in die Taschen Weniger fließt.“
Damit wird schon deutlich, dass die Sommerrodelbahn und die weiteren geplanten Einrichtungen für die Grünen nur schwer zu akzeptieren sind. Verlässliche Zahlen über den Nutzungsgrad der Sommerrodelbahn liegen uns nicht vor. Wir nehmen zur Kenntnis, dass für die Sommerrodelbahn mit einer großen Zahl von redaktionellen Beiträgen geworben wurde, dass die Erfolge permanent herausgestellt werden und die Schaffung weniger neuer Arbeitsplätze in den Vordergrund gestellt wird. Die Qualität der Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten bleiben dabei offen.
Die Grünen haben sich dafür eingesetzt, bei der Erweiterung des Flächennutzungsplanes einen längeren Zeitraum bei der Parkplatznutzung abzuwarten, um herauszufinden, ob die Besuchsspitzen bei der Sommerrodelbahn sich überhaupt auf dem von den Befürwortern immer behaupteten hohen Niveau stabilisieren. Wir würden – gerade unter dem Aspekt, dass viele von dieser Einrichtung profitieren – eine Ausnutzung anderer Parkplätze mit Shuttleverkehr – bevorzugen.
Auch auf die erhöhte Unfallgefahr bei der Kreuzung kurz vor der Einfahrt in das „Vergnügungszentrum“ haben die Grünen hingewiesen und nochmals den längst überfälligen aber bisher nicht realisierten Kreisverkehr gefordert.
Bei der Erweiterung um die neuen Attraktionen sehen wir eine massive Belastung der Landschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt. Die vorliegenden Planungen kollidieren insbesondere auch mit dem hohen Freizeitwert für Menschen, die dort wandern möchten. Nachteilig ist ebenfalls die schlechte Anbindung Wald-Michelbachs an die Metropolregion, deren Einwohner gerade für die geplanten Freizeitvergnügungen gewonnen werden sollen. PKWs und Busse belasten nicht nur die unmittelbare Umgebung der Kreidacher Höhe.
Deshalb haben sich die Grünen (bis auf eine Enthaltung) entschlossen, der weiteren Durchführung und Einholung der Stellungnahmen der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange zuzustimmen. Für die weiteren Schritte beim Projekt „Kreidacher Höhe“ werden für die Grünen die Stellungnahmen und insbesondere der Umweltbericht von entscheidender Bedeutung sein.
Bei der Bewertung des ganzen Vorhabens spielt für uns auch eine große Rolle, in welchem Maße die Gemeinde und die Allgemeinheit profitiert. Darüber wird zwar viel geredet, aber im Wesentlichen scheinen die generierten Umsätze sehr lokal zu sein. Wenn, wie es andere Gemeinden vormachen, der „Vergnügungspark“ mit einer Windkraftanlage mit Aussichtsplattform ergänzt würde, dann würde sich die ökologische Bilanz und die Wertschöpfung für Bürger und Gemeinde positiver darstellen.
Hermann Engesser, Pressereferent Bündnis 90/Die Grünen Wald-Michelbach