Was juckt‘s die Aue, wenn ich sie bebaue?

Natürliche Bachauen sind Bioreservate, in denen sich Pflanzen und Tiere regenerieren können, deren Lebensraum wir uns zunehmend aneignen. Artensterben, Naturvernichtung und Landschaftsversiegelung nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Da , wo man gegensteuern könnte, weil man noch unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung hat, fällt den Kommunalpolitikern nichts anderes ein, als natürliche Lebensräume in Gewerbe-, Industrie-, Verkehrsflächen und ausufernde Wohnsiedlungen umzuwidmen. Sie handeln gedanken,-phantasie-und herzlos. Sie vernichten Lebensräume, beteiligen sich an der Zerstörung der Zukunft der folgenden Generationen, machen Heimat zu einem seelenlosen, funktionalen Existenzraum. Was bewegt diese Menschen? Was ist ihr Ziel? Wer hat sie mit dem Auftrag gewählt, für einen kurzlebigen Profit langfristig Lebensräume zu zerstören? Ist es das Bild in der Tageszeitung, mit der Schaufel in der Hand den ersten Spatenstich zu tun? Ist es das künftige Portrait im Heimatmuseum mit dem Bericht von Dr. Sattler: „Die tun was! Das letzte Gewerbegebiet im Überwald, die letzte Bastion der unbeschränkten Herrschaft über die Natur, -bevor sie zurückschlägt.“? Die Wald-Michelbacher Gemeindevertretung ist im Begriff Geschichte zu schreiben! Sie wird der Ulfenbachaue die letzten 23 000 Quadratmeter abringen und den Weg frei machen, um mit 16 Meter Bauhöhe, das wären 5-6 Stockwerke, die Ästhetik der ehemaligen Coronet Werke am Ortseingang von Wald-Michelbach in Richtung Schönmattenwag fortzuschreiben. Der OZ Artikel, in dem das nachzulesen ist: „Wunsch: Erschließung in diesem Jahr“ , 26.Feb.2022.
Und wenn es keine 16 Meter werden? Dann werden es halt niedrigere Naturschutzbunker.
Und Gewerbe? Schließlich muss der Lebensunterhalt verdient werden! Nun, ja, Home Office, die Überbauung bereits vorhandener Gewerbeflächen…, etwa des „Industriepark IGENA“?
Aber das fordert intelligente Phantasie, und die kann man nicht einfordern, man hat sie oder eben nicht.

Jörg Maletz, Wald-Michelbach