Wettbewerbsverzerrungen durch Haftungsbeschränkungen und staatliche Förderungen von AKWs
Auszug: AKW-Betreiber begleichen keine Versicherungsprämien für Schadensfälle in einem Ausmaß, wie es für eine Versicherung, die eine vollständige Haftungsübernahme im Schadensfall abdeckt, erforderlich wäre. Eine solche „realistische" Versicherungsprämie müsste unter Einschätzung der Folgekosten und der Wahrscheinlichkeitsanalyse eines Unfalls sowie unter Berücksichtigung des Bereitstellungszeitraums errechnet werden. Die aus dieser Unterversicherung resultierende Prämienersparnis für die AKW-Betreiber kann in einen niedrigeren Strompreis überwälzt werden. Als Beispiel sollen Berechnungen für die Situation in Deutschland dienen:
In einer Studie der Versicherungsforen Leipzig (2011) wurde angenommen, dass eine Finanzierung der Haftpflichtversicherung durch eine vollständige Umlage der jährlichen Risikoprämie auf den Strompreis erfolgt. Für die Berechnungen wurde die gesamte im Jahr 2010 durch deutsche AKW erzeugte Strommenge verwendet. Dabei wurden unterschiedliche Versicherungsszenarien und unterschiedliche Bereitstellungszeiträume errechnet. Bei Einzelversicherung aller deutschen AKW und einem Bereitstellungszeitraum von 100 Jahren müsste in Summe eine jährliche Prämie von 331,5 Mrd. Euro bezahlt werden. Auf die jährlich erzeugte Strommenge von 140,5 Mrd. kWh aufgeteilt ergäbe sich dadurch eine Nettopreiserhöhung auf den Atomstrom von 2,36 Euro/kWh. Bei einer gemeinsamen Poolversicherung aller deutschen AKW wiederum würde die jährliche Prämie 19,5 Mrd. Euro betragen, was immer noch eine Nettopreiserhöhung von 0,14 Euro/kWh ausmachen würde.
Auch eine neue US-Studie kommt zum Ergebnis, dass bei marktüblicher Haftung Atomenergie unrentabel wäre. „If the owners and operators of nuclearreactors had to face the full liability of a nuclear accident or meet alternatives in a competition unfettered by subsidies, no one would have built a nuclear reactor in the past, no one would build one today and anyone who owns a reactor would exit the nuclear business as quickly as they could."
__________________________________________________________________________ - Stefan Werner ist Vorstandsmitglied des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" -