Andreas Klaue liest aus Michael Wiecks Autobiographie „Zeugnis vom Untergang Königsberg – ein „Geltungsjude“ berichtet“
Michael Wieck wurde 1928 in Königsberg geboren. Seine Eltern waren Mitglieder des renommierten Königsberger Streichquartetts. Als Sohn eines christlichen Vaters und einer jüdischen Mutter waren Michael und seine Schwester Mitglieder der jüdischen Gemeinde und wurden jüdisch erzogen. Aus diesem Grund bezeichneten ihn die Nazis als „Geltungsjuden“, unterstellten ihn den Rassegesetzen und kennzeichneten ihn mit dem Judenstern. Staatlich organisierter Terror, Verunglimpfung, Ausgrenzung und Brutalität prägten den Alltag. Am 24. Juni 1942 entkam Michael nur knapp der Deportation, als er seinen Lehrern und Mitschülern der jüdischen Schule, seiner Tante Fanny und vielen anderen Bekannten beim Abtransport ins Vernichtungslager beistehen wollte. Als Zwangsarbeiter in einer Chemiefabrik überlebte er die Zeit, bis die Russen Königsberg eroberten.
In seinem Buch „Zeugnis vom Untergang Königsberg – ein „Geltungsjude“ berichtet“ schildert Michael Wieck sein Leben als Sternträger, die Zerstörung Königsbergs im zweiten Weltkrieg, sowie die Belagerung durch die Rote Armee. Mit der Einnahme Königsbergs durch die Russen begann der Überlebenskampf – nunmehr als verhasster „Deutscher“ sowie die Inhaftierung im sowjetischen Internierungslager Rothenstein. Mit viel Glück entkam er dieser Hölle. 1948 gelang ihm und seinen Eltern die Ausreise nach Berlin.
Kraft und Trost fand Michael Wieck in der Musik, die ihm früh zur Berufung geworden war. Er ist am 27. Februar 2021 verstorben. In seinen schriftlichen Betrachtungen als Betroffener der Nazizeit steht für Michael Wieck im Vordergrund als Warner und Botschafter der Opfer dazu beizutragen, aus der Geschichte zu lernen. Er benennt das Ausmaß und die Grausamkeit des staatlich angeordneten Menschenvernichtungsprogramms, ohne selbst der Verbitterung und dem Hass zu verfallen.
Andreas Klaue liest Auszüge aus der Biographie. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Lily Beck und Miriam Röhm-Wieck
Eine Veranstaltung des Vereins Bürgerforum Überwald in Kooperation mit dem Begegnungszentrums Wald-Michelbach und dem Hof-Theater-Tromm