Günther Jauch ARD 21:45 Sendung vom 04. März 2012 Als am frühen Morgen des 11. März 2011 ein heftiges Erdbeben Japan erschüttert, ahnt noch niemand, dass dies erst der Beginn einer verheerenden Katastrophe ist. Das Beben löst einen Tsunami aus, eine über zehn Meter hohe Flutwelle erreicht drei Stunden später Japans Ostküste. Mehr als 15.000 Menschen sterben. 260 Küstenstädte werden zerstört. Mehr als 3.000 Menschen werden vermisst. Und es folgt die größte atomare Katastrophe seit Tschernobyl.
Die Welle überflutet das an der Küste gelegene Atomkraftwerk Fukushima, dessen Reaktoren aufgrund des Erdbebens bereits auf Notkühlung umgeschaltet haben. Die Wassermassen zerstören die Notstromaggregate, die Kühlungssysteme fallen aus, es gibt Explosionen und es kommt zur Kernschmelze. Mehr als 10.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser fließen in den Ozean. Arbeiter und Rettungsmannschaften versuchen unter extremer Strahlenbelastung verzweifelt, den Kollaps der Reaktoren zu verhindern.
War die Energiewende die richtige Entscheidung?
Der Vorfall wird weltweit mit Entsetzen beobachtet und facht die Diskussion über die Sicherheit von Kernenergie neu an. In Deutschland führt der Super-GAU sogar zur politischen Zäsur: Auf Vorschlag einer eigens eingesetzten Ethikkommission unter Leitung von Klaus Töpfer entscheidet sich die schwarz-gelbe Bundesregierung für den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie – obwohl erst im Jahr zuvor eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschlossen worden war. Die sieben ältesten AKW und das Kernkraftwerk Krümmel werden umgehend vom Netz genommen – bis 2022 soll der komplette Atomausstieg stufenweise erfolgen.
Heute, ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima, stellt sich die Frage, ob die Energiewende die richtige Entscheidung gewesen ist. Mit zeitlichem Abstand sehen viele den Beschluss als überhastet und wenig durchdacht an. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist noch nicht so weit fortgeschritten, wie es sich Politik und Atomkraftgegner vorgestellt hatten. Ein kompletter Ausstieg bis 2022? Das halten Teile der deutschen Industrie für ein zu ambitioniertes Ziel. Hat die Bundesregierung nach Fukushima angemessen reagiert? Ist Atomkraft tatsächlich unbeherrschbar? Welchen Preis zahlen Industrie und Verbraucher für den Atomausstieg? Und wie geht es voran mit der Energiewende?
__________________________________________________________________________ - Stefan Werner ist Vorstandsmitglied des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" -