Die Energiewende in Deutschland ist beschlossene Sache, die Atomkraft hierzulande bald Vergangenheit. Auch die großen Stromkonzerne steuern um, bauen gigantische Windkraftanlagen im Meer.
Sie verkaufen einen Strom-Mix aus ausländischer Atomkraft, Gas mit heimischer Kohle und sauberer Windenergie. Doch genau dieser Mix missfällt vielen umweltbewussten Verbrauchern in Deutschland: Sie wollen nur noch hundertprozentigen Ökostrom. Für diese Stromkunden sind die Stromrebellen aus dem Schwarzwaldstädtchen Schönau streitbare Vorbilder.
Vor mehr als zehn Jahren hatten sich etliche Bürger, darunter auch der Dorfarzt und der Pfarrer, zu einer Anti-Atom-Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Sie wollten sich von der EnBW, der "Energie Baden-Württemberg AG" unabhängig machen. Es gab viel Streit in der eigentlich konservativen Gegend, dann aber gewannen die Stromrebellen einen Bürgerentscheid.
Landarzt und Vorstand
Seitdem steht Schönau für Unabhängigkeit und Ökostrom. Die "Genossenschaft Elektrizitätswerke Schönau" versorgt mittlerweile nicht nur die eigene Schwarzwaldgemeinde, sondern mehr als eine Viertelmillion Menschen in ganz Deutschland mit sauberem Ökostrom.
Landarzt Michael S. ist im Nebenberuf Vorstand der "Genossenschaft Elektrizitätswerke Schönau (EWS)" und "Motor" des aufsteigenden Projektes, das jetzt schon mit über 50 Angestellten der zweitgrößte Arbeitgeber in der Stadt ist. Michael S. kommt nicht selten auf über 80 Wochenarbeitsstunden. Der Landarzt kümmert sich nicht nur intensiv um seine Patienten, sondern besucht auch die Kunden der EWS und berät sie über Stromsparmaßnahmen.
Besuch bei den Stromrebellen
ZDF-Autor Broka Herrmann und sein Team haben die Stromrebellen in Schönau besucht, dabei zum Beispiel den umtriebigen evangelischen Pfarrer getroffen, der sein komplettes Kirchendach mit Solarmodulen zugepflastert hat. Und einen großen Erfolg der Stromrebellen miterlebt: Der bekannteste Urlaubsort im Schwarzwald, Titisee-Neustadt, hat sich der Schönauer Genossenschaft angeschlossen.
Derweil produziert die erste Offshore-Anlage mit 21 Windrädern der "Energie Baden-Württemberg AG" EnBW in der Ostsee erneuerbaren Strom für 120.000 Menschen. Aber das Angebot ihres alten "Gegners" EnBW, zukünftig auch diesen sauberen Strom in ihr Netz einzuspeisen, das wollen die Schönauer dann doch nicht annehmen.
Eine Reportage von Broka Herrmann Kamera: Marc Nordbruch Sendedatum: 13. November 2011, 18 Uhr ZDF
__________________________________________________________________________ - Stefan Werner ist Vorstandsmitglied des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" -