Wald-Michelbach hat einfach zu viel Wald, vor lauter Wald sieht man die Bäume nicht mehr, die imposanten Wurzelstöcke der gefallenen Birken, die erstaunliche Fülle der Zweige entnadelter Fichten, Kiefern, die entspannt ihre Äste hängen lassen und Eichen, die sich nicht schämen, ihr Blätterkleid nicht zu entfalten und sich nackt der Wanderin präsentieren, die sich mit den lichten Wälder freut, die den Blick auf die schönen Neubaugebiete freigeben, die Jahr um Jahr dem finsteren Wald zugewachsen waren.
Wald-Michelbach hat einfach zu viel Natur, allenthalben das Chaos zügellos wachsender Pflanzen, die ungeordnete Geräuschkulisse der Grillen, Vögel, des brünstigen Rot-und Niederwilds, dazu Hunde, Esel, streitende Kater, Kröten!
Selbst Rotmilane stoßen gelegentlich schrille Schreie aus, Schwarzstörche klappern wild durcheinander, und Fledermäuse stören den Nachtschlaf, indem sie mit Ultraschall unkoordinierte Liquorwellen in den Hirnen empfindlicher Schläfer auslösen.
Wald-Michelbach hat zu viele Feuchtgebiete, allzuleicht endet die fröhliche Wanderung des Odenwald Clubs im Klagen über nasse Füße, wenn die Wanderer einmal die ausgetretenen Pfade verlassen haben.
Die große Mehrheit der Wald-Michelbacher Gemeindevertreter hat das erkannt und steuert, wo nur irgend möglich, dagegen.
Jetzt hat sie den Weg frei gemacht für die Bebauung der Bachaue des Rainzengrundes in Gadern, nachdem sie bereits die Überbauung des Ulfenbachtals bei Affolterbach in die Wege geleitet hatte.
Es wird, gegen einige Widerstände freilich, die Umbenennung der Großgemeinde zu ihrem 50. Jubiläum diskutiert. Eine Mehrheit in der Gemeindevertretung macht sich für einen Namen stark, der sich frei macht von überholten, unangemessenen Merkmalen, die zudem noch völlig zukunftsverneinend sind. Die Großgemeinde Wald-Michelbach soll künftig Wüst-Michelbach heißen, um in angemessener Weise die ökonomische und ökologische Handschrift ihrer politischen Vertreter zu dokumentieren.

Jörg Maletz