Was ist Integration? Ein weites, ein sehr weites Feld. Die schon da sind haben eine andere Vorstellung, als die, die kommen, und innerhalb jeder Gruppe gibt es wieder eine Unzahl unterschiedlicher Meinungen. Soll Integration gelingen, gibt es nur einen Weg dahin, das Kennenlernen, den den toleranten Austausch von Meinungen, Sichtweisen und schließlich die Akzeptanz des Anderen. Das kann, abgesehen von persönlichen Beziehungen, nur im öffentlichen Raum gelingen. So war meine Vorstellung von Integration und Zusammenleben. Jetzt habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass ich da wohl irre. Heute, am 4.November, dem Tag, als vor 10 Jahren der NSU, National Sozialistischer Untergrund, aufflog, der zwischen 2000 und 2007 9 Migranten und eine Polizistin ermordete, Morde, die bis dahin auch als „Dönermorde“ oder „Mordserie Bosporus“ bezeichnet wurden, weil man sie mafiösen Strukturen im „Migrantenmillieu“ zuordnete und nicht nationalen Deutschen, fand die konstituierende Sitzung der Integrationskommission in Wald-Michelbach statt. Als gewähltes Mitglied der Gemeindevertretung wollte ich daran teilnehmen, auch um zu zeigen, dass es mir mit der Integration sehr ernst ist und um zu signalisieren, dass man mit meiner aktiven Mitarbeit rechnen kann, zumal ich einige Kommissionsmitglieder motiviert hatte, in der Kommission mitzuarbeiten. Zu Beginn der Sitzung meldete ich mich zu Wort, um an die Ermordeten zu erinnern, deren Schicksal auf bitterste Weise zeigt, wie wichtig die gemeinsame und öffentliche Arbeit am Gelingen der Integration ist, wie wichtig es ist, diese Arbeit als einen dauernden Prozess zu sehen, weil Migration kein einmaliges Ereignis ist. Abgesehen davon, dass Migration historisch immer stattgefunden hat, wird sie uns mit der Klima bedingten Ökokrise in naher und ferner Zukunft begleiten. Einen Teil dieser Stellungnahme durfte ich noch formulieren, dann verwies mich der Vorsitzende des Saales. In Wald-Michelbach findet die Integration hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und gewählter Vertreter der Gemeinde statt. Nachtrag: Unmittelbar nach Enttarnung des NSU wurden im Bundesamt für Verfassungsschutz 310 den NSU betreffende Akten, die im späteren öffentlichen Prozess weitere Klarheit hätten schaffen können, vernichtet.
Jörg Maletz
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ "Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit."
Mark Twain
--- Jörg Maletz ist Sprecher des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" ---
Himmel! Alte Regel: Du musst immer erst die Schrauben lösen, bevor du den Wagenheber ansetzen tust. Nach all den Jahren in Wald-Michelbach solltest du doch die Regeln kennen. *gg*
Hallo Herr Maletz, ich habe als Mitglied an diese Sitzung teilgenommen. Auch mir ist nicht klar warum die Sitzung nicht öffentlich war. Der Bürgermeister kann das bestimmt begründen. Zu ihrer Information: ihre Anstöße zum Thema NSU wurde zum Schluss der Sitzung mit einer Schweigeminute für die Opfer aufgegriffen.