Die Demo in Wald-Michelbach war, wie die anderen in den großen Städten, ein eindrucksvolles Zeichen für einen Ausstieg aus der Atomkraft und einen Einstieg in die regenerative Stromerzeugung. Im Vergleich zu Mannheim mit 4100, waren in Wald-Michelbach mit knapp 100 Besucher doch eine erstaunlich hohe Zahl an Demonstranten mit dabei.
Hier mein einleitender Text zur Demo:
DER ATOMSTROM UND DIE BOMBE
Oder wie alles begann !
Zwischen Atomenergie und Atomwaffen wird selten ein Zusammenhang hergestellt. Doch die zivile Atomstromproduktion liefert wichtige Elemente für den Waffenbau. Dies führte dazu, dass zu den fünf „legalen“ Atommächten inzwischen mindestens vier weitere illegal dazu gekommen sind. Mit dem Programm „Atoms for Peace“ gab der US-amerikanische Präsident Eisenhower im Jahr 1953 den Startschuss für die so genannte friedliche Nutzung der Atomenergie. Unter diesem zivilen Deckmantel versuchten viele Länder an die Bombe zu kommen. Nicht von ungefähr deshalb auch der massive Ausbau der Atomenergie in Frankreich, Großbritannien, den USA und der damaligen Sowjetunion . Alle diese Länder wollten nach dem 2.Weltkrieg in den Besitz von Atomwaffen kommen und sind es auch heute noch. Der Einsatz der Atomenergie ergab sich also nicht nur aus der Entwicklung der Atombombe, sie war Voraussetzung für den Bau der Bombe. Die geplante Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, ehrgeizig unterstützt von „Atomminister“ Franz-Josef Strauß, brachte auch Deutschland in den Verdacht, ein Atomwaffenprogramm anzuvisieren.
Um diese Hintergründe, aber auch um die Gefahren rund um die Atomenergie zu verschleiern wurden allerhand Lügengebäude rund um die Atomenergie errichtet.
Derzeit wohl eine der häufigste gebrauchten Lügen ist die der Wirtschaftlichkeit und der steigenden Preise beim Ausstieg aus der Atomenergie.
Tatsache aber ist: Atomstrom hat den drastischen Preis-Anstieg der letzten Jahre nicht verhindert. Der Strompreis in Deutschland wird an der Leipziger Strombörse festgesetzt. Das teuerste Kraftwerk im bestehenden Mix bestimmt den Marktpreis. Die Produktionskosten von Strom aus abgeschriebenen AKWs sind zwar gering, günstig verkauft wird er trotzdem nicht.
Atomkraft ist bis heute auf Subventionen angewiesen: Die Haftpflichtversicherung deckt nur einen Bruchteil der möglichen Schäden durch einen Atomunfall. Der Brennstoff Uran ist steuerfrei, Rückstellungen für Stilllegung und Endlagerung sind zum Teil von der Steuer befreit. Dazu kommen direkte Subventionen, wie Forschungsaufwendungen oder der Rückbau von Anlagen. Aktuell werden die Bürger für die Billigentsorgung der AKW-Betreiber in Morsleben und in der Asse zur Kasse gebeten, denn die haben sich geweigert, für die Schließung dieser beiden ungeeigneten Atommüll-Lagerstätten einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Solche Vergünstigungen gibt es für keinen anderen Industriezweig.
Eine weitere Lüge: Atomstrom ist eine heimische Energie
Tatsache ist natürlich: Deutschland betreibt keinen eigenen Uranabbau. Die Uranmine Wismut in der ehemaligen DDR, die Bombenstoff für die Sowjetunion lieferte, ist nach der Wiedervereinigung geschlossen und saniert worden. Der Brennstoff Uran muss in Deutschland zu hundert Prozent importiert werden.
Eine der größten Lügen: Atomkraft rettet das Klima
Dreister geht´s kaum: Der nukleare Anteil am weltweiten Endenergieverbrauch beträgt gerade einmal zwei Prozent. Selbst ein drastischer Ausbau der Atomkraft würde nicht wesentlich zur globalen CO2-Verminderung beitragen. Wegen langer Planungs- und Bauzeiten käme er für die Rettung des Klimas ohnehin zu spät.
Bei Betrachtung der gesamten vorgelagerten Kette vom Uranabbau, über Anreicherung, Brennelementherstellung bis zum Kraftwerk ist Atomstrom bei weitem nicht CO2-frei. Die Atomkraft ist mit 30 – 120 g CO2/kWh am Klimawandel beteiligt, je nach dem wo das Uranerz abgebaut wird und wie reich das Erz an Uran ist.
Dabei ist die nachgelagerte Kette, wie Anlagen-Rückbau und Behandlung der abgebrannten Brennelemente und radioaktiven Abfälle bis hin zur Endlagerung noch nicht berücksichtigt.
Die Erneuerbaren Energien weisen im Vergleich dazu eine weit bessere Bilanz auf.
Zum Abschluss noch eine Lüge die derzeit gerade widerlegt wurde: Ohne Atomkraft gehen die Lichter aus
Hat jemand hier in der letzten Woche einen Stromausfall beobachten können ? Ich nicht ! Und das obwohl derzeit von 17 deutschen AKWs gerade mal noch 4 laufen.
Und anstatt nun von Seiten der Regierung den Ausbau der dezentralen regenerativen Stromerzeugung zu pushen ist man drum und dran den Ausbau mit Änderungen am Erneuerbaren Energiegesetz geradezu zu blockieren und im Gegenzug werden die Bedingungen für die großen Energieversorger zunehmend verbessert.
Ein riesengroßer Skandal wie ich finde !
__________________________________________________________________________ - Stefan Werner ist Vorstandsmitglied des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" -