Kirchen, Gärten steh‘n verlassen, still und dunkel jedes Haus. Einsam geh ich durch die Gassen, alles sieht so tot mir aus. Und vom ALDI-Parkplatz schwärmen Alle sternenförmig aus, denn wir dürfen heute einmal ausnahmsweise noch nach Haus.
Schutzanzug, der leise raschelt, Geigerzähler schnarrt und fiept, und ich komme in die Kreuzgass, die ich früher so geliebt. Tote Katze dort am Bache, Hunde, zum Skelett verdorrt. Nur Gardinen winken Wache um den totenstillen Ort.
Und kein Vogel singt sein Liedchen, keine Hummel summt und brummt, keine Fliege, nicht ein Mückchen! Alles Leben ist verstummt. Traurig steig ich nun zu Berge, Gadern ist mein nahes Ziel. Bücherbrunnen, noch am Werke, gemahnt der guten Taten viel.
Weh, die Kühe! Arme Pferdchen! Durften nicht mit in den Bus, als es hieß, dass nun das Dörfchen evakuiert werden muss. Notbehelfe in Turnhallen… Glücklich, wer Verwandte hat in Norddeutschland oder Spanien. Teuer nicht nur guter Rat.
Doch die Kernkraftwerksbesitzer haften nicht für unsre Not, sitzen längst schon dort in Nizza, sind vom Sonnenbrand nur rot. Ach, ich seh mein Auto stehen, es war noch so gut wie neu! Muss nun rosten und vergehen. Drumherum das Gras ist Heu!
Heute dürfen wir noch einmal heimwärts nach Wald-Michelbach, Schmuck, Papiere, Fotoalben – nur, was in den Koffer passt. Und so büßen wir für alles, was wir vordem nicht bekriegt, wussten doch: Im Fall des Falles hat es uns im Nu besiegt.
Millirem und Millisievert zwingen uns zur Umkehr jetzt, und das Herz vor Schmerzen fiebert, klopft, als wäre man verletzt. Mit den Augen dich liebkosend, lieber Garten dort am Hang, streichle ich die toten Rosen. Oh, wie ist es mir so bang!
Alles, alles musst‘ ich lassen, habe keine Heimat mehr. Kann noch nicht einmal mehr hassen, innerlich bin ich ganz leer. Und im Bus, da schauen alle stumm hinaus in Weh und Ach, werden dich wohl nie mehr sehen, heim‘liges Wald-Michelbach.