Demokratisches Bürgerforum: Infoveranstaltung zum Thema Erneuerbare Energien in Wald-Michelbach / Georg Schumacher berichtet über aktuelle Projekte
WALD-MICHELBACH. Im Grunde genommen besteht gesellschaftsübergreifende Einigkeit: Die Vorkommen an Erdgas, Erdöl, Uran, Kohle sind endlich, Preissteigerungen die Folge und Alternativen zu diesen Ressourcen notwendig. Und die Antwort auf dieses zukunftsträchtige Problem lautet: Erneuerbare Energien. Dass es dennoch Vorbehalte in der Bevölkerung gibt, hat nicht nur politische und lobbyistische Gründe, sondern auch lokale. Denn oftmals werden die vielfältigen Projekte über fremde Investoren finanziert, die Bürger oder Gemeinde bekommen eine Anlage vor die Haustür – aber keinen (emotionalen) Bezug dazu.
Dies zu ändern, die Bürger direkt an der Umstellung auf Erneuerbare Energien zu beteiligen und nicht zuletzt die Erträge vor Ort zu halten, ist eines der Hauptanliegen der IG Energiewende Überwald. Mit den Bürgern ins Gespräch kommen, die Bedürfnisse aller in die Gestaltung und Entwicklung miteinzubeziehen, nicht zuletzt die soziale und kulturelle Lebendigkeit im Überwald zu stärken und überparteilich an der Zukunft der Region zu arbeiten, hat sich die Zweckgemeinschaft seit der Gründung vor rund einem Jahr auf die Fahne geschrieben.
Beim aktuellen Bürgergespräch des Vereins Demokratisches Bürgerforum in der neuen Schulmensa in Wald-Michelbach, das unter dem Motto „100 Prozent Erneuerbare Energien – Wie finden wir unseren Weg?“ stand, gab der Sprecher der IG, Georg Schumacher, nun Auskunft über aktuelle Projekte. Daniel Bannasch vom unabhängigen Netzwerk „MetropolSolar Rhein-Neckar“ referierte zudem über Grundsätze des Themas regenerative Energien.
Viele Möglichkeiten der Nutzung erneuerbarer Energien würden brach liegen, stieg Schumacher in seinen Vortrag ein. Gerade im Überwald gebe es durch die Geographie unzählige Potenziale, etwa Photovoltaik, Biogas, Nahwärmenetze oder aktuell die Windkraft.
Dem nahm sich die IG an und nach der Ideenentwicklung im Spätsommer konnte letzte Woche das erste Projekt verwirklicht werden: Die Sporthalle des Schulzentrums in Wald-Michelbach beherbergt nun eine Photovoltaikanlage mit 552 Modulen mit einer optimalen Leistung von 137 Kilowattstunden (kW). Die Kosten von 270 000 Euro wurden komplett mit Eigenkapital – ohne Bank oder fremde Investoren – durch Bürger aus dem Überwald finanziert, was laut Schumacher ohne große Werbung schnell realisiert werden konnte. Ebenso wurden die rechtlichen Voraussetzungen mit der Gründung einer Energiegenossenschaft sowie dem folgenden Anschluss an die Energiegenossenschaft Starkenburg geschaffen. Diese ebenfalls letztes Jahr gegründete unabhängige Energiegenossenschaft setzt sich für den Nutzen erneuerbarer Energien für Bürger in der Region ein. Neben der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sporthalle wurden durch Anteilsbeteiligung lokaler Bürger und Körperschaften noch zwei weitere Anlagen in Heppenheim und Ober-Laudenbach sowie ein Windrad in Ober-Beerbach mit einem Gesamtprojektvolumen von 4,2 Millionen Euro realisiert. „Die Energiegenossenschaft ist kein Biotop für Kredithaie“, wies Schumacher darauf hin, dass durch die breite Beteiligung der Bevölkerung Nutzen und Erträge der Projekte direkt vor Ort bleiben würden. Auch die Akzeptanz bei den Bürgern sei in ungleichem Maße höher als bei Fremdinvestitionen. Viel Potenzial vor Ort
„Ich hoffe, dass das auch die Politik hier kapiert“, plädierte der Sprecher der IG Energiewende Überwald für den Ausbau erneuerbarer Energien und wagte einen Ausblick auf das kommende Jahr, in der die Windenergie das bestimmende Thema sein werde. Der Überwald biete hierfür das größte Potenzial im ganzen Kreis Bergstraße, bislang gebe es aber kein einziges Windrad und im Entwurf zum Regionalplan sei aktuell nur eine Vorrangfläche ausgewiesen. Los geht es für die IG mit der Auftaktveranstaltung zum neuen Projekt Bürgerwindpark Überwald zu Beginn des kommenden Jahres.
Zum Abschluss beantworteten Bannasch und Schumacher die zahlreichen Fragen der rund 20 interessierten Zuhörer. mr
__________________________________________________________________________ - Stefan Werner ist Vorstandsmitglied des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" -