Sonntag, 10. Februar 2013 um 10.50 Uhr Wiederholungen: 21.02.2013 um 15:10
Chemie im Wasser (Deutschland, 2012, 52mn)
Medikamente und Chemikalien gelangen in stetig wachsenden Mengen in Gewässer und Trinkwasser. Viele Jahre beschwichtigten Behörden und Wissenschaftler, die gemessenen Konzentrationen seien weit unterhalb der Wirkschwelle, Gefahren deshalb ausgeschlossen. Doch immer häufiger entdecken Forscher negative Auswirkungen dieses chemischen Cocktails.
Fische und Amphibien verweiblichen, Schäden an Gehirn, Leber und Kiemen nehmen zu. Auch bei Menschen breiten sich Allergien und Antibiotika-Resistenzen aus. Bislang fehlen eindeutige Belege für einen Zusammenhang mit den chemischen Rückständen im Wasser. Doch niemand kann sagen, welche Folgen es hat, wenn Menschen über lange Zeit Hunderte von Stoffen über das Trinkwasser zu sich nehmen - und sei es in niedrigen Konzentrationen. Der Ökotoxikologe Peter von der Ohe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig sammelt Wasserdaten aus ganz Europa. Sein Ergebnis: "Europas Gewässer werden auf viel zu wenige Stoffe untersucht und die Grenzwerte sind zu hoch. Nach unseren Daten können nur 15 Prozent der Gewässer als wirklich sauber gelten. Rund die Hälfte ist dagegen deutlich beeinträchtigt." Andere europäische Wissenschaftler bestätigen diese Einschätzung. So kann die Pariser Biologin Barbara Demeneix nachweisen, wie die Schadstoffe im Wasser die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, und ihr britischer Kollege Charles Taylor zeigt auf, dass die kontaminierte Flüssigkeit dazu führt, dass Fischmännchen Eier produzieren statt Spermien. Vertreter der europäischen Pharmaindustrie und Janez Potocnik, EU-Kommissar für das Umweltressort, sehen kein Problem. Das europäische Wasser sei unbedenklich, sagen sie. Und wie sieht die Situation weltweit aus? Joakim Larsson von der Universität Göteborg hat Wasserproben aus dem indischen Hyderabad untersucht. Die Pharmaindustrie verlagert einen Teil ihrer Produktion in Schwellenländer wie Indien. Dort gelangen Abwässer teilweise ungeklärt in die Kanalisation. Der Befund: "Antibiotika-Konzentrationen, die bis zu einer Million mal höher sind, als sie normalerweise in geklärtem Wasser gefunden werden. Die Konzentration war teilweise höher als im Blut von Patienten, die mit dem entsprechenden Antibiotikum behandelt werden." Sauberes Wasser ist also auch in diesem Fall eine Illusion.
"Besonders soll hier allerdings der ungebundenen Verwertung bei der Befestigung ländlicher Wege, bei der Befestigung von Plätzen oder zur Anlage von Baustraßen entgegengetreten werden. Diese, in letzter Zeit besonders in Kommunen häufiger anzutreffende, Unsitte ist ein klarer Verstoß gegen die RuVA-StB 01. Denn diese regeln im Abschnitt 4.3 klar, dass eine ungebundene Verwertung von Asphaltgranulat in Deckschichten ohne Bindemittel oder Tragschichten ohne Bindemittel unter wasserdurchlässigen Deckschichten nicht erlaubt ist. Es sollte in Zukunft stärker gegen die Missachtung dieses Verbotes vorgegangen werden."
Klingt langweilig und harmlos. Oder? Unser regierender Bürgermeister lässt jetzt wieder Asphaltgranulat bzw. Straßenfräsgut ungebunden in der Natur unterbringen, zumindest habe ich am Ortsausgang von Affolterbach Richtung Wahlen, gegenüber dem Friedhof einen entsprechenden Hügel mit Fräsgut gesehen. Momentan ist er gnädig von Schnee überdeckt. Dieses Gelände liegt im unmittelbaren freien Wassereinzugsbereich des Ulfenbachs. Schon das letzte Fräsgut, das der Regierende ausbringen ließ war mit giftigen bzw. krebserregenden Substanzen (PAK) belastet, wenn auch "geringfügig", wie aus einem Brief der Unteren Wasserbaubehörde hervorgeht.
Jetzt also wieder! Erst der Schwimmbadparkplatz, die Bachaue gegenüber dem Parkplatz der Santex, der Parkplatz bei der Santex, der Verbindungsweg zwischen Gadern und Hartenrod. Jetzt die Bachaue bei Affolterbach.
Alles kein Problem, die krebserregenden Stoffe liegen in ihrer Konzentration ja nur gering über dem Prüfwert. Außerdem werden sie ja ordentlich verdünnt, wenn sie mit dem Oberflächenwasser in den Ulfenbach gespült werden.
Unser Regierender Bürgermeister Kunkel hat übrigens auf einer der letzten Gremiensitzungen angekündigt, dass das in Wald-Michelbach auch weiterhin so geschehen soll.
Es steht zu fürchten, dass bei diesem Umgang mit zumindest potentiell gefährlichen und krebserregenden Stoffen, hier nur die Spitze des liederlichen Umgangs mit der Gesundheit der Menschen ans michelbacher Tageslicht gekommen ist. Die Sendung "Chemie im Wasser" kann ich in diesem Zusammenhang nur dringend empfehlen, sie zeigt, wohin der Weg geht, wenn Profitgier und der Primat der Ökonomie das politische Handeln bestimmen.
Jörg Maletz
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Mark Twain
--- Jörg Maletz ist Sprecher des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" ---
Wird nicht auch das Angelerparadies Koriska von den belasteten Gewässeren des Ulfenbachs gespeist?
Da könnte doch mal der Bgm und seine Unterstützerparteien bei einem fröhlichen Frühjahrsfest, medienwiksam von der hiesigen Presse festgehalten, ein paar leckere Fische - zum Beweis der Unbedenklichkeit - angeln und verzehren.