Als nächstes meine schriftliche Ausführung zur zweiten Frage:
• Ländlicher Raum: Was bringen Sie mit dem Begriff lebenswerte Gemeinde in Verbindung?
Im Grunde geht es gar nicht darum, wie ich eine lebenswerte Gemeinde definiere, sondern wie die Bürgerinnen und Bürger eine lebenswerte Gemeinde definieren. Hieraus ergibt sich, was zur Herstellung einer lebenswerten Gemeinde notwendig ist!
Gerade aus Gesprächen mit Bürgern kann ich den Begriff „lebenswert“ mit dem Begriff „Lebensqualität“ in aller Kürze beschreiben. Konkret und im Detail bedeutet das: Wir brauchen dringend mehr Orte des sozialen Austauschs und der Begegnungen, neben den Vereinen mangelt es an adäquaten Treffpunkten für Familien, Senioren und Jugendlichen. Man muss wissen, wo es brennt und darf die Interessen der Bevölkerung zu keiner Zeit aus dem Auge verlieren. Ein Bürgermeister hat die Aufgabe, „die Gemeinde nicht für, sondern mit den Menschen zu gestalten". Mit dem Leitgedanken „Belebter Überwald“ möchte ich verschiedene Aspekte miteinander vereinen. Voraussetzung hierfür ist der Wille, sich ernsthaft für die ländliche Region stark zu machen, einer Region, die gegenüber der Bergstraße, massiv im Nachteil ist. Es fehlt an notwendigen Investitionen in die Infrastruktur der ländlichen Gemeinden. Zudem müssen wir anfangen uns ernsthaft Gedanken zu machen, wie wir unsere Gemeinde nachhaltig, lebenswert gestalten können. Dazu gehört ein Mobilitätskonzept im Sinne einer ganzheitlichen Planung von baulicher Infrastruktur, Verkehr und Umwelt. Zu einem Mobilitätskonzept gehören die Teilbereiche • Fußgänger- und Radverkehr (Nahmobilität) • öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und • Kfz-Verkehr All dies muss in einem ausgewogenen Verhältnis berücksichtigt werden. Ich stelle mir vor, im Rahmen einer Zukunftswerkstatt, Bürger zu beteiligen und unter dem genannten Leitbild „Belebter Überwald“ Mobilität auf den Punkt zu bringen, um damit einen umfassenden Handlungsrahmen für die Verkehrsplanung der Gemeinde aufzustellen. Dazu gehört auch die Heranführung von älteren Menschen an Bereiche wie z. B. den öffentlichen Nahverkehr. Denn sobald das Auto aus Altersgründen weg fällt, sollte ein fließender Übergang auf den ÖPNV geschult werden.
Für die Umsetzung des Leitbilds „Belebter Überwald“ ist die enge kommunale Zusammenarbeit förderlich.
Abgesehen davon beinhaltet Infrastruktur eine Menge mehr: Technische Infrastruktur (z.B. nicht nur Einrichtungen zur Verkehrsanbindung, sondern auch Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung) und soziale Infrastruktur (z.B. Schulen, medizinische Versorgung, Sport- und Freizeitanlagen, Einkaufsstätten, kulturelle Einrichtungen).
Wir brauchen Tourismus der den Menschen einen nachhaltigen Nutzen bringt, gute Arbeitsplätze schafft, Existenzen sichert und bis in alle Ortsteile reicht, nur so können wir der Gastronomie und auch den Gewerbetreibenden Perspektiven schaffen. Eins muss uns klar sein, Tourismus ist und kann nicht unser Hauptstandbein sein, dass ist illusorisch aber wir können zu einem Tourismus zurückkehren, der unsere Gemeinde lebenswert und liebenswert gestaltet. Wandern, Reiten, Fahrrad fahren (sportlich oder mit dem E-Bike)…….das sind regionale Schwerpunkte mit denen wir was anfangen können. Rodelbahn, Kletterwald…..alles schön und gut aber zu kurz gesprungen, um die Kerngemeinde nebst neun Ortsteile einzubinden.
Medizinische Versorgung – bestehende Strukturen erhalten, dem Verlust an Praxen und Arztsitzen entgegenwirken! Hierfür brauche ich Aktivisten und keine die nur Reden schwingen. Die Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung vorderer Odenwald "BüGeVO" und die daraus entstandene Ärzte-Genossenschaft sind für mich die richtigen Ansprechpartner. In der Initiative sind schon über 1000 Bürger vereint und die Genossenschaft entwickelt sich zunehmen. Mit ihnen zusammen gilt es Forderungen an die Kassenärztliche Vereinigung zu formulieren und den Niedergang unserer medizinischen Grundversorgung aufzufangen. Und auch wenn es in der letzten Frage des Bürgerforums nochmal von mir konkretisiert wird, so möchte ich trotzdem an dieser Stelle die Frage stellen: Wo bleibt eigentlich unser Energiekonzept, in Bürgerhand und genossenschaftlich oder unter kommunaler Trägerschaft organisiert? Neben dem Protest der Windkraftgegner, muss besser heute als morgen eine Energiewende, durch ein auf Wald-Michelbach zugeschnittenes, ganzheitliches Energiekonzept, entwickelt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine lebenswerte Gemeinde nur eine Gemeinde sein kann, die sich nicht über die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger hinwegsetzt. Stupide Steuern erheben und erhöhen, maßregeln und ein dürftiger Informationsfluss, sind für eine angemessene Lebensqualität im ländlichen Raum nicht förderlich.
Man kann nach Abraham Lincoln alle Menschen einige Zeit und einige Menschen alle Zeit, aber nicht alle Menschen alle Zeit zum Narrenhalten!