Klima und Umwelt: Wie stellen Sie sich die Energiewende bei uns vor Ort vor?
Die Gemeinde Wald-Michelbach hat sich 2011 in einem Grundsatzbeschluss zur Energiewende bekannt und sich die Prüfung ihrer Umsetzbarkeit zur Aufgabe gemacht. In diesem Zusammenhang ist bereits viel passiert.
Zu nennen sind dabei unter anderem die Errichtung von Fotovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden (z.B. IGENA und Rudi-Wünzer-Halle), die Verpachtung von Dächern an Energiegenossenschaften (wie beim neuen Feuerwehrhaus) und Privatleute, die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude, die schrittweise Umstellung der Straßenbeleuchtung durch die Entega sowie die Energieberatung durch Frau Felske im Rahmen der Aktiven Kernbereiche und das Nahwärmenetz der IGENA.
Das sind allerdings alles Einzelmaßnahmen, die nebeneinander existieren. Ich trete dafür ein, dass Wald-Michelbach mit externer Fachberatung ein Gesamtkonzept für die Energiewende entwickelt, damit wir nicht mehr eine Aneinanderreihung von Einzelprojekten haben, sondern eine zusammenhängende Planung mit Synergieeffekten, bei der die einzelnen Maßnahmen sinnvoll ineinandergreifen.
Bei diesem Energiekonzept muss der Ausbau des Nahwärmenetzes der IGENA eine wichtige Rolle spielen. Es ist seit Jahren eine zentrale Forderung der SPD, das Nahwärmenetz auszubauen und insbesondere Peter Bihn und Helmut Gremm haben sich sehr stark dafür eingesetzt. Es muss geprüft werden, wie die Nahwärme mit Blockheizkraftwerk und anderem kombiniert und das Netz ausgebaut werden kann. So ist es mir zum Beispiel unverständlich, weshalb das Jugendtreff nun bald eine neue Ölheizung bekommen wird, anstatt es wegen der räumlichen Nähe zur IGENA an die Nahwärme anzuschließen. Wenn in anderen Regionen die Versorgung ganzer Gemeinden durch ein Nahwärmenetz möglich ist, warum soll es dann ausgerechnet in Wald-Michelbach nicht funktionieren?
Die Windkraftdebatte wird, wie die Veranstalter der Podiumsdiskussion informierten, Teil der nächsten Kandidatenrunde sein. Aufgrund der Frage aus dem Publikum nur so viel:
Die Entscheidung über den Bau von Windkraftanlagen auf dem Stillfüssel liegt längst nicht mehr in der Hand der Gemeinde. Ganz gleich, wie man persönlich zur Windkraft steht, keiner der fünf Bürgermeisterkandidaten kann darauf noch Einfluss nehmen. Entweder werden bei Amtsantritt im Juli die Windräder bereits stehen oder sie sind aus Naturschutzgründen Geschichte.
Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung müssen die Gemeinde und der neue Bürgermeister erheblich auf den Regionalplan einwirken, damit 1. so wenige Flächen wie möglich in Wald-Michelbach und dem Überwald für Windkraftanlagen vorgesehen werden und 2. diese ausgewiesenen Flächen restlos in Gemeindebesitz sind.
Nur auf diese Weise behalten wir die Entscheidungsgewalt darüber, ob Windräder aufgestellt werden oder nicht. Sollten Flächen von Privateigentümern ausgewiesen werden, dann können diese Windräder ganz nach ihrem Belieben aufstellen – ob die Gemeinde und die Bürger das möchten oder nicht. Die Entscheidung für oder gegen Windräder in Wald-Michelbach muss gemeinsam mit den Bürgern getroffen werden.
Bei einer so wichtigen Angelegenheit für die Gemeinschaft muss am Beginn eines Entscheidungsprozesses eine Bürgerbefragung und an ihrem Ende ein Bürgerentscheid stehen.
"Man muß einmal vorsetzen, daß das Land nicht für Beamte, Schultheisen, Vorsteher und Gerichte, sondern daß dieße des Landes wegen da seyn." Karl Theodor von Dalberg, 1769