Flüchtlinge: Welche Konzepte schweben Ihnen beim Thema Integration vor?
In Wald-Michelbach – wie im Rest unseres Landes – hätte die Flüchtlingskrise seit dem Spätsommer 2015 ohne den unermüdlichen und aufopferungsvollen Einsatz der ehrenamtlichen Helfer für die mittlerweile 180 Flüchtlinge nicht bewältigt werden können.
Zentral und Grundvoraussetzung für die Integration der anerkannten Flüchtlinge sind die Sprachkurse. Hier gibt es auch weiterhin einen hohen und dringenden Bedarf an Kursangeboten, vor allem vor Ort.
Die Flüchtlinge müssen zum Besuch von Kursen hauptsächlich nach Mannheim, Heidelberg und Weinheim fahren. Hier schlägt sich auch wieder unsere Infrastruktur zu Buche, da die Flüchtlinge von Ehrenamtlichen gefahren werden müssen. In der Region werden außerdem nur Anfänger-Sprachkurse angeboten, wobei aber auch Kurse über dem Niveau von B1 notwendig wären.
Es ist sehr zu begrüßen, dass zur Zeit ein Integrationskurs in Wald-Michelbach angeboten wird. Dass darauf auch ein zweiter oder dritter folgen wird, bleibt eine gemeinsame Aufgabe, für die wir kämpfen müssen.
Schockiert war ich darüber, als aus dem Publikum berichtet wurde, dass es schwierig war, für die ehrenamtlich organisierten Sprachkurse in Wald-Michelbach Räumlichkeiten zu finden. In einer Gemeinde mit so vielen Dorfgemeinschaftshäusern, Sänger- und Vereinsheimen darf so etwas nicht schwierig sein.
Eigentlich bietet gerade der ländliche Raum die besten Voraussetzungen für die Integration von Neuankömmlingen. Im Gegensatz zu den Ballungsräumen haben wir die Möglichkeit die Menschen dezentral unterzubringen. Die Einbindung in eine Dorfgemeinschaft oder eine Nachbarschaft beschleunigt den Integrationsprozess erheblich. Wir haben eine unglaubliche Dichte an Vereinen, die ein hohes Integrationspotenzial entfalten können und nicht zuletzt haben wir eine große Bereitschaft bei den Menschen zum ehrenamtlichen Engagement. Das Paten-Programm und die Praktika bei der hiesigen Wirtschaft zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Die Bundesregierung hat mit dem Integrationsgesetz sehr viel Geld zur Verfügung gestellt. Wie viel davon bei den Kommunen ankommen wird, bleibt abzuwarten. Gemeinsam müssen wir auf den Kreis und das Land Druck ausüben, damit diese ihren Aufgaben nachkommen und uns vor Ort angemessen unterstützen.
Im Rathaus stehen Ernst Gräber und Daniel Jäger als Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helfer zur Verfügung. Trotzdem wäre es selbstverständlich wünschenswert, wenn die Ehrenamtlichen durch die Anstellung eines Sozialpädagogen entlastet werden könnten. Dieser könnte langfristig auch im Zusammenhang mit den Kindergärten und dem Jugendtreff eingesetzt werden.
Neben der Frage der Finanzierung einer solchen Stelle, besteht die Schwierigkeit auch darin, geeignetes Personal in den Überwald zu holen. Herr Schimpf hat in diesem Zusammenhang auf seine Erfahrung als zuständiger Kreisbeigeordneter verwiesen, dass der Markt leer gefegt sei.
Aber jetzt einmal ganz abgesehen von der Tatsache, dass halbjährlich neue Sozialpädagogen die Fachhochschulen und Universitäten mit einem Abschluss verlassen. Wenn man sich die Stellenausschreibungen des Kreises ansieht, muss man sich dann wirklich wundern, dass bei einer Befristung des Arbeitsverhältnisses auf 2 Jahre und einer Bezahlung an der Untergrenze der Besoldungstabelle, niemand an die Bergstraße oder in den Überwald kommen will?
Zur Unterbringung der Flüchtlinge, aber auch sozial schwacher Mitbürger, muss die Gemeinde sich wieder verstärkt im sozialen Wohnungsbau engagieren.
"Man muß einmal vorsetzen, daß das Land nicht für Beamte, Schultheisen, Vorsteher und Gerichte, sondern daß dieße des Landes wegen da seyn." Karl Theodor von Dalberg, 1769