"Warum nicht früher?", fragen sich die Bewohner Hartenrods, ist denn niemand vorher auf die Idee gekommen, dass man mit richtigen Fragen falsche Probleme lösen kann?
Vielleicht ist es ja übertrieben, sich über verschmutzte Reifen und Dreck auf dem Lack aufzuregen, wenn man über den Betriebsbereich eines Bauernhofs fahren muss, um seine Wohnung zu erreichen. Vielleicht sind es ja grundlos hysterische Mütter, die Sorge haben, ihr Kind könne bei der täglichen Passage dieses Betriebsgeländes verletzt werden. Vielleicht könnte man dem Bauern ja zumuten, noch aufmerksamer zu sein, halt ein wenig länger zu warten und seinen Betrieb auf den Durchgangsverkehr auszurichten. Vielleicht sollten die Bewohner der Brunnenwiese in Hartenrod einfach eine gelassenere Einstellung zu ihrem Leben gewinnen: „Wir leben auf dem Bauernhof!“ Was andere sich allenfalls in wenigen Ferienwochen leisten können, wir haben es täglich! 365 Tage im Jahr, sozusagen immer Ferien, außer, wir würden verreisen und im Schaltjahr natürlich. So gesehen dürfen die Hartenroder der Gemeinde Wald-Michelbach und ihrem Bürgermeister Joachim Kunkel wirklich dankbar sein und froh, dass endlich vollendete Tatsachen geschaffen sind. Endlich haben sie die Sicherheit, dass es auch so bleibt, wie es ist. Endlich hat die Gemeinde den Beschluss gefasst, dass der Betriebsbereich des Bauernhofs eine öffentliche Straße ist. Endlich hat sie mit den Bauarbeiten zum Erhalt der Durchgangsstraße begonnen und so der quälenden Diskussion ein Ende gesetzt, ob es nicht eine bessere Lösung hätte geben können. Mit dieser neuen Einstellung, der bleibenden gewohnten Situation und der alten Straßenführung ist das Beste erreicht, was die Gemeinde hat erreichen können, der Bürger ist zufrieden, hält das Maul und lässt „die da oben“ das Richtige machen, wie immer. Im Rückblick fragt man sich nur, was all diese Bürgerversammlungen, Prozesse, Briefe, Moderationen und Debatten in den Gemeindegremien eigentlich sollten? Dumme Forderungen, wie den Bürger mit der Offenlegung der Kosten von alternativen Straßenführungen zu belasten, ihn gar vor quälende Entscheidungen zu stellen, ob er lieber dies oder das wolle, ihn ungebührlich zum Nachdenken zu ermutigen, sind endlich vom Tisch. Der Bürger hat gewählt, hat die Lösung seiner Probleme delegiert und hat, verflixt nochmal, das Recht und den Anspruch Ruhe zu haben, zumindest bis zur nächsten Wahl, zu der er, vielleicht, geht. Wenn es mal nicht so ganz passt, ein bisschen Überlegen und Flexibilität schadet ja nicht, man muss auch nicht alles gleich an die große Glocke hängen, dann passt man eben seine Einstellung den Gegebenheiten an und „Ruh is“. Die ewigen Querulanten und ortsbekannten „Schlechtredner“ können sich das ruhig mal hinter die Ohren schreiben - lassen.
Jörg Maletz
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Mark Twain
--- Jörg Maletz ist Sprecher des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" ---