bitte nehmen Sie den folgenden Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung. Antrag/Beschlussvorschlag:
Die Gemeindevertretung beauftragt den Gemeindevorstand die Möglichkeit eines hybriden Nahwärmenetzes der 4. bzw. 5. Generation für die Kerngemeinde im Verbund mit dem Nahwärmenetz der Igena zu prüfen. Begründung:
Die sich zuspitzende weltweite Klimakrise und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, deren Förderung und Beschaffung sich in Zukunft zusehends schwieriger und kostenintensiver zeigt, erfordert neue Ideen und Technologien um den Wärmebedarf der Menschen künftig klimaneutral, oder zumindest klimaschonend und kostensparend zu decken. Hierbei spielen Nahwärmenetze und Wärmepumpen eine sehr bedeutende Rolle bei der Lösung dieses Problems.
In Wald-Michelbach gibt es bereits ein Hochtemperatur Nahwärmenetz, welches in der IGENA gespeist wird und neben den Firmengebäuden noch die Schulen, die Feuerwehr und den neuen Kindergarten versorgt. Schwachpunkt dieses Nahwärmenetzes ist ein fehlender Sommerbetrieb, für eine Bereitstellung von Wärme für den Warmwasserbedarf privater Haushalte im Sommer, sowie die Problematik langer und verlustreicher Anschlussleitungen zu den wenig dichten Bebauungen unserer Gemeinde.
Lösung dieses Problems könnte ein hybrides Nahwärmenetz der 4. bzw. 5. Generation sein. In solchen Wärmenetzen können, neben verschiedenen regenerativen Wärmequellen, auch verschiedene Temperaturniveaus im Netz zum Einsatz kommen. Das heißt, neben der Hochtemperatur gibt es auch eine Niedertemperatur und sogar ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz, welches gerade bei längeren Wegen im Versorgungsnetz von großem Vorteil ist, da dort erheblich weniger bis nahezu keine Verluste zu erwarten sind.
Für Nahwärmenetze der 4. und 5. Generation können in Zukunft auch erhebliche Fördermittel abgerufen werden und zudem können diese wissenschaftlich durch Universitäten, wie z. B. die bereits im Quartierskonzept beteiligte RWTH Aachen, begleitet und in der Planung unterstützt werden. Im Quartierskonzept Unter-Wald-Michelbach finden sich hierfür Empfehlungen (Zitat Seite 2):
"weitere wirtschaftliche und ökologisch wertvolle Möglichkeit ist der Bau eines oder mehrerer Nahwärmenetze mit einer Biomasse-Heizzentrale. Die Bestandsaufnahme, die Berechnungen und die Netzzuschnitte in diesem Konzept dienen als gute Grundlage für eine Entwurfs- und Ausführungsplanung. Die Einbeziehung von oder die anteilige Substitution durch andere Energiequellen, wie Photovoltaik, Geothermie oder Solarthermie ist möglich." Weiter Seite 47: "Zusätzliche Effizienzpotenziale lassen sich zudem durch die Nutzung von Nahwärmenetzen erschließen... …Hierbei wird insbesondere das Potenzial zur Reduktion von Emissionen bei geringeren Zusatzkosten als bei der Individualversorgung deutlich."
Ein betrachtungsbedingter systemischer Mangel des Quartierskonzepts, stellt aus unserer Sicht allerdings eben die konzeptbedingte Stücklung dar, die keine Gesamtschau zulässt und somit wesentliche Gesichtspunkte und Faktoren außer Acht lässt. Zudem wird seltsamerweise mal von einer Pelletheizung und andermal von einer Holzhackschnitzelheizung im Nahwärmenetz der IGENA gesprochen.
Hier sollte dringend eine Gesamtschau über den Gesamtbereich der Kerngemeinde stattfinden und gerade auch z. B. Prozesswärme, wie sie z. B. in der Bäckerei Lipp und auch in der IGENA anfällt, in Betracht gezogen werden.
Hinsichtlich der Finanzierung eines solchen Nahwärmenetzes in der Kerngemeinde, sollte über eine Gründung einer gemeindeeigenen Energiegenossenschaft nachgedacht werden. Auch eine Kooperation mit einer bestehenden Energiegenossenschaft sollte geprüft werden.
Vorteil einer Genossenschaft wäre die Einbindung des örtlichen Kapitals in eine Finanzierung einer solchen Gemeinwohl-Institution. Die Wertschöpfung bliebe also vor Ort!
Bei einem kalten, Niedertemperatur, bzw. gleitendem Wärmenetz bedarf es in den einzelnen Wohngebäuden zwar auch Wärmepumpen, die dann allerdings keine Außeneinheiten benötigen und aufgrund des angebotenen höheren Temperaturniveaus aus dem Wärmenetz erheblich effizienter und somit weit kostensparender arbeiten können wie z. B. eine Luft-Wasserwärmepumpe. Folglich würde durch ein kaltes, bzw. Niedertemperatur-Nahwärmenetz auch der Strombedarf deutlich sinken und somit das Stromnetz geringer belastet werden.
Eine Genossenschaft würde es ermöglichen, bei den hausinternen Wärmepumpen auf örtliche Firmen hinsichtlich der Beschaffung und Installation zurückgreifen zu können, was eine weitere örtliche Wertschöpfung und Sicherung von Arbeitsplätzen bedeuten würde.
Bei der Installation der hausinternen Wärmepumpen, könnte dies sowohl im Auftrag und auf Rechnung der Haus- bzw. Wohneigentümer geschehen, als auch über die Genossenschaft. Letzteres würde finanziell schlechter gestellten Eigentümer, wie z. B. Rentner, denen auch meist die Möglichkeit eines Kredits verwehrt bleibt, ermöglichen, sich zukünftig auch günstig und klimafreundlich mit Wärme zu versorgen. Die Abzahlung der Anlage könnte dann über einen entsprechend höheren Wärmepreis gegenüber den Anschlussteilnehmern mit eigen bezahlter Anlage oder einem zusätzlichen Grundpreis im Monat erfolgen.